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--- News und Berichte ---

 

Nr.XIII: Neuseeland, Südostasien

07.04.2011 (Neuseeland) bis 26.12.2011 (Vietnam)

 

 

 

31.12.2011, Los Angeles (USA): Am 24.12. feiern wir vormittags gemeinsam mit M@x (www.x-sound.at) Philipps Geburtstag in Ho Chi Minh Stadt, danach erleben wir Weihnachten. Weihnachten in Vietnams größter Stadt ist anders. Bis zum Anschlag aufgedrehte Musikanlagen und krachende Lautsprecher hämmern amerikanische Weihnachtslieder, asiatisch-rhythmisch hinterlegt, durch die Gassen. Plastikchristbäume wachen überall und bestechen durch die hässlichsten Farben. Lichterketten flackern an den Christbäumen, in Auslagen, Bars und Restaurants. Je später die Stunde, desto dichter sind die Straßen mit Mopeds gefüllt auf denen ganze Familien in die Innenstadt pilgern, desto geschwängerter ist die Luft mit Abgasen und desto betäubender der allgemeine Lärmpegel. Kinder laufen in Santa Claus Kostümen herum. Es gibt Zuckerwatte und geröstete Insekten. Jahrmarktstimmung in der "Schrillen Nacht". Nachdem wir uns genug ins Geschehen gestürzt hatten, essen wir Weihnachtspizza auf einem Restaurant-Balkon und sind fasziniert vom skurrilen Treiben unten auf der Straße. Am nächsten Tag ist der Weihnachtsspuk vorbei und wir packen unsere sieben Sachen. Wir wechseln ein weiteres Mal den Kontinent und mit einem Zwischenstopp in Seoul landen wir am Flughafen von Los Angeles. Wie schon vor zwei Jahren werden wir von unseren Freunden Marlies und Setso beherbergt, die mittlerweile Nachwuchs bekommen haben; Milo hält sie seit neun Wochen auf Trapp. Wir genießen die Ruhe und den Schlaf ohne Ohropax, die klare kühle Seeluft, die Küste, die gepflegte Stadt und Neujahr mit den Metodi’s. Noch ein paar Tage organisieren, dann brechen wir auf nach Miami...

 

 

 

 

 

 

 

  

 

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

  


23.12.2011, Ho Chi Minh Stadt (Vietnam): Nach zwei Tagen und einer regenreichen Nacht verlassen wir früh morgens Siem Reap. Auf einer holprigen Straße kommen wir zum Bootsanleger am Tonle See und verstauen unsere Räder am Dach eines kleinen hölzernen Fährschiffes. In acht Stunden tuckern wir gemächlich über einen Teil des Sees und in Folge durch Überschwemmungsgebiete und natürliche Kanäle. Wir sehen schwimmende Dörfer, in denen sich die Nachbarn per Boot besuchen müssen. Schwimmende Geschäfte, schwimmende Tankstellen, schwimmende Restaurants und schwimmende Wohnhäuser - kein Land in Sicht. Den überall herumliegenden Müll gibt es hier nicht, die Orte wirken sauber und gepflegt, denn auch der Müll schwimmt – flussabwärts. Die Leute winken und grüßen. Des öfteren docken kleine Ruderboote an und jemand steigt zu oder aus, holt seine Post beim Fahrer ab oder gibt etwas mit. Das Gaspedal bricht, etwas später die Lenkung und wir fahren uns im seichten Wasser fest. Das macht alles nichts, denn Kambodscha ist ein Land der Improvisation und mit ein paar Hammerschlägen an der richtigen Stelle funktioniert wieder alles (fast) "einwandfrei" und mit viel lautem Gerede und wildem Gestikulieren kommen wir ohne Probleme von der Sandbank frei. Die Fahrt ist absolut spannend und wunderschön. In hübschen Ort Battambang klettern wir aus dem Schinakel. Zurück auf der Straße kommen wir im palatschinkenflachen Kambodscha zügig voran. Reisfelder und Kokospalmen prägen zusammen mit armseligen Hütten und kleinen Orten das Landschaftsbild. Die Kambodschaner sind Meister im Beladen von allem was Räder hat und ständig kommen uns bis zum Umkippen beladene Mopeds, Rikschas, Autos und LKWs entgegen – irgendwie muss die Schwerkraft hier anders wirken. Die Orte sind klein und gemütlich, die Menschen extrem freundlich. Die Toiletten in den Hotels sind jedoch grausig. Kurz stoppen wir in Phnom Penh, wo wir M@x wiedertreffen, der eine andere Route genommen hat (siehe getroffene Radler) und Bauke und Elske kennenlernen (http://baukeandelske.wordpress.com), zwei nette Radler, die hier eine Pause eingelegt hatten. Durch Überflutungsgebiete und über Straßen ohne Verkehr (die sich daher wunderbar zum Reistrocknen anbieten), kommen wir bei Tinh Bien über die Grenze nach Südvietnam. Die breite leere Straße Kambodschas (mal abgesehen vom aufgetragenen Reis) ist zu Ende. In Vietnam erwartet uns eine schmale holprige Gasse, an der sich Haus an Haus reiht und auf der ein steter hochkonzentrierter Mopedverkehr herrscht. Das "schlafende" Kambodscha ist hier definitiv zu Ende. Vietnam ist wurlig, quirlig und geschäftig. Wir treffen drei radelnde Studenten, die ein Jahr lang im Zuge eines Uniprojekts um die Welt radeln (siehe getroffene Radler) und später kreuzen unsere Wege wieder die von M@x. Unsere Route führt uns quer durch das Mekong Delta, über Cantho, Vinh Long und Mytho. Wir versuchen kleine Gassen und Straßen zu finden, müssen über so manchen Wasserlauf mit Fähren übersetzen, kommen auf große Hauptstraßen mit gigantischen Brücken über die Hauptkanäle des Mekong, lassen uns zum schwimmenden Markt von Cai Rang schippern und rollen begleitet von Mopedschwadronen ins Herzen von Ho Chi Minh Stadt (Saigon). Wir haben nach beinahe 4.300 Kilometern unser Endziel in Südostasien erreicht. Weihnachten werden wir noch in der brodelnden und hektischen Metropole Südvietnams verbringen und uns schließlich von Asien verabschieden. Dann geht es über den großen Teich nach Los Angeles und wir werden zu einer weiteren Kontinentdurchquerung (Kalifornien - Florida) aufbrechen, bevor wir von Lissabon im Frühsommer nachhause radeln...

 

  

 

  

 

  

 

  

 

 

 

  

 

  

 

  

 

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

  

 

 

 

  

 

 

  

 

  


08.12.2011, Siem Reap (Kambodscha): Noch bevor es hell ist klettern wir auf unsere Drahtesel und rollen aus Luang Prabang hinaus. Vor uns liegt eine heftige Bergetappe mit über 2000 Höhenmetern auf 80 Kilometer. Die Straße windet sich steile Berghänge hinauf bis wir das Bergdorf Kiukacham erreichen. Wir finden ein kleines Gästehaus mit (wie in den meisten Etablissements in dieser Ecke der Welt) bereits mehrmals verwendeter Bettwäsche. Abends kühlt es richtig ab und verspricht eine angenehme Nacht zu werden. Weit gefehlt! Als es finster wird parkt sich der Disco- und Karaoke-Lastwagen des Dorfes (mit mannshohen Lautsprechern auf der Ladefläche) genau vor unsere Bude und heizt allen richtig ein. Wir können uns im Zimmer nur noch schreiend unterhalten. Sonst scheint der Ohrenschmaus niemanden zu stören – wem es nicht gefällt hört einfach weg. Am nächsten Tag geht es lange und ausgiebig bergab und es wird merklich wärmer. Abends treffen wir bei "heißen Quellen" (bei denen wir übernachten), in denen wir baden und sich der Rest der Bevölkerung mit Seife und Shampoo wäscht, zwei britische Radler und einen Belgier (siehe getroffene Radler). Die Briten fahren in die entgegengesetzte Richtung, Michel (der Belgier) in unsere und in Folge radeln wir mehrere Tage gemeinsam nach Süden. Laos ist das am meisten bombardierte Land der Welt. Die USA warf im Vietnamkrieg 260 Millionen (!) Bomben über Laos ab – das sind mehr Bomben als im gesamten Zweiten Weltkrieg. Trotz alledem sind die Laoten ein unglaublich freundliches Volk und niemand versäumt uns zu winken, wenn wir schwitzend und schnaufend hügelaufwärts durch die ärmlichen Dörfer strampeln. Als wir näher an Vang Vieng heran kommen stoppt jedoch das Winken. Vang Vieng ist der Backpacker Partyort Nummer eins. Was uns hier erwartet ist beinahe unbeschreiblich. Am Fluss plärren am helllichten Tag Discos mit voller Lautstärke. Westliche Jugendliche und solche, die noch gerne welche wären, torkeln lallend und schreiend in Bademode herum. Alkoholische Getränke jeder Art werden aus Kübeln getrunken. Ist der Kandidat (die Kandidatin) dann erst einmal richtig im Öl, lassen die sich samt Saufkübel in einem Autoreifen flussabwärts treiben. Hier trifft sich der "Redneck" mit dem "Proleten" und mit allen anderen, die besser zu Hause bleiben und keine unterentwickelten Länder mit ihrer Dummheit nötigen sollten. Abends trifft man sich dann in den Bars des Ortes und glotzt auf einer Pritsche liegend, den Getränkekübel nach wie vor fest in der Hand haltend, in große Fernseher und schaut "Friends" und ähnlichen Schwachsinn. Das ist hier richtig Urlaub vom feinsten! Sehenswert! Wir lernen eine Kultur kennen, die uns fremder ist als das tiefste Afrika. Wir schauen, dass wir weiter kommen und als wir 15 Kilometer von Vang Vieng entfernt sind, sind wir wieder zurück in winke-winke-hello-hello-Laos. Was für eine Wohltat! Wir lassen die letzten Hügel hinter uns und das Land wird flach wie eine Palatschinke. Jede Menge Reisanbau, Reisernte, Reis in Säcke packen und Reis transportieren begleitet uns. Über eine miserable Straße erreichen wir Vientiane, Laos  Hauptstadt und mit 350.000 Einwohnern auch größte Stadt des Landes. Für eine Hauptstadt ist hier nicht viel los, Vientiane wirkt eher wie ein großes, verschlafenes Dorf. Wir queren die Grenze nach Thailand und der Unterschied zum viel ärmeren Laos ist enorm. Thailändische Dörfer wirken um vieles moderner und städtischer als Vientiane. Die Straßen sind schlaglochfrei und breiter als alle Straßen von Laos zusammen. Es gibt Supermärkte und Verkehrsregeln. Gemeinsam mit Michel fahren wir über Udon Thani und Khon Kaen auf großen, breiten Straßen nach Süden. Hier erwartet uns eine weitere Form des Tourismus, die uns sauer aufstößt. Die hässlichsten und unappetitlichsten Männer der Welt über 50 treffen sich in dieser Ecke um junge Thailänderinnen zu begatten. Ungeniert sitzen die westlichen Sextouristen bereits morgens beim Bier und schielen zum Puff nebenan, oder haben ihre Betthäschen bereits dabei. Grausig! Endlich an den Orten, die außer Sex nichts touristisches zu bieten haben vorbei, erreichen wir die Kleinstädte Phimai und Nang Rong. Beides Orte mit schönen Tempelruinen aus derselben Zeit in der auch Angkor Wat erbaut wurde (12. Jh). Wir trennen uns nach einer interessanten gemeinsamen Zeit von Michel, der weiter nach Bangkok und Südthailand unterwegs ist und kommen zum Grenzübergang mit Kambodscha, der auf den klingenden Namen O’Smach hört. Die guten Straßen Thailands sind zu Ende, die Supermärkte und Verkehrsregeln vergessen. Staubige Straßen, staubige Orte, kein Strom, kein fließend Wasser und wir sind wieder in einem Land in dem Hotels die Bettwäsche mehrfach verwenden und das Putzpersonal mit dem Duftspray "putzt". Von Norden kommend durchqueren wir einen der größten Mienengürtel der Welt, der von den Vietnamesen der gesamten thailändischen Grenze entlang gelegt wurde und noch heute ein riesiges Problem für die ganze Region darstellt. Das Land ist extrem arm (vor allem im Norden), doch trotz der Armut und der brutalen und langen Kriegsgeschichte, sind die Menschen ausgesprochen freundlich und aus jeder Hütte wird gewunken und gegrüßt. Wir erreichen Siem Reap, wo sich die beeindruckenden Tempelruinen von Angkor Wat befinden. Hier treffen wir wieder andere Radler (siehe getroffene Radler) und schauen uns für zwei Tage bei den Tempeln um. Faszinierend!

 

 

 

  

 

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

  

 

  

 

  

 

 


18.11.2011, Luang Prabang (Laos): Früh morgens rollen wir in dichtem Mopedverkehr hinaus aus Hanoi. Bald liegt der Lärm und Trubel hinter uns und kleine Orte und Landwirtschaft prägen das Landschaftsbild. Am Weg nach Mai Chau (wo wir in einem traditionellen Holzhaus auf Stelzen übernachten) treffen wir das schweizer Radlerpärchen Martina und Roman, mit dem wir die nächsten vier Tage unterwegs sind (siehe getroffene Radler). Unser Weg führt uns nach Nordwesten in Vietnams Hügel- und Bergland. Entsprechend bergauf und bergab verläuft auch die Straße. Nachts finden wir kleine Hotels in staubigen Orten mit großen Märkten. Valeskas Dreadlocks sind Attraktion Nummer eins, wenn wir vorbei an Hundeköpfen, lebendigen Hühnern, Obst und Gemüse am Boden und Frauen in Tracht durch die Marktgassen spazieren. Es gibt keine Scheu zur Nähe und ständig grabschen bis zu sechs Frauen an Valeskas Haarpracht herum. Anfangs lustig, doch langsam nervt es. Auch am Land ist Vietnam ein hektisches aufgewecktes Land mit winkenden, Hello-rufenden und lachenden Menschen. In Dien Bien Phu lernen wir das neuseeländische Radlerpärchen Emma und Justin kennen (siehe getroffene Radler). Schnell beschließen wir gemeinsam zu radeln und nehmen die Grenze nach Laos in Angriff. Es ist absolut nichts los, trotzdem brauchen wir für den Übertritt beinahe drei Stunden. Erst ist Mittagspause (von 11:20 bis 12:30), danach braucht es viele Personen und Zeit, um ein Visum und ein paar Stempel in unsere Pässe zu machen. Bezahlt wird nicht nur die Visagebühr, sondern auch der Herr mit dem Stempel und der, der kassiert und auch der, der nur zusieht braucht ein bisschen extra. Hier ist die Korruption sogar so frech, dass die Jungs über ihr Fenster einen Zettel gehängt haben, der die Mehrkosten erläutert und somit "offiziell" erscheinen lässt. Auf der Rechnung, die wir bekommen, sind die kleinen Beträge jedoch nicht enthalten. Die Asphaltstraße ist an der Grenze zu Ende und wir holpern auf einer Piste durch eine grüne Hügellandschaft. Laos ist merklich ärmer als Vietnam. Orte bestehen aus einfachen Holzbaracken, gekocht wird auf offenem Feuer und das Verkehrsaufkommen auf den Hauptstrassen ist beinahe null. Es geht Hügel rauf und Hügel runter. Die kleinen Kreuzungsorte, in denen wir übernachten, erinnern an Afrika – das beste Haus zwischen den zehn Hütten ist das "Hotel", in dem wir eines der vier einfachen Zimmer mit Kübeldusche beziehen. Die Laoten sind ein unglaublich gemütliches Volk, das nichts aus der Ruhe zu bringen scheint – auch nicht die Tatsache, dass im geschäftigen Vietnam drei Reisernten pro Jahr gemacht werden, während man hier zu Lande nur zwei schafft. Die Leute sind extrem freundlich. Jedes Kind winkt und grüßt mit "Sabaidee", Valeskas Haare genießen wieder den Respekt, den sie verdienen, und nie haben wir das Gefühl einen zu hohen Preis genannt zu bekommen. Zu viert unterwegs zu sein macht Spaß und nach getaner Arbeit im Hügelland sitzen wir lange in gemütlichen Straßenbuden und lassen uns den Stolz der Nation durch die Kehle rinnen – Bier Lao. Am zwölften Tag seit Hanoi erreichen wir Luang Prabang und tauchen tief in den Tourismus Laos ein. Hier sind wir bei Gott nicht alleine. Aber denkende Tourismusplaner haben es geschafft die Stadt (die Weltkulturerbe ist) hübsch, gemütlich und ruhig zu halten. Geschmackvoll restaurierte Häuser, herrliche Tempel, gute Restaurants, ansprechende Hotels – was will man mehr? Um keine Backpacker-Partydestination zu werden, hat die Stadt feste Vorschriften eingeführt: Sperrstunde ist bereits um 23:30 und um 24:00 Uhr hat jeder Tourist zu Hause zu sein! Es ist ein Genuss nach langen anstrengenden Radeltagen hier angekommen zu sein und wir entspannen in dieser ruhigen Stadt am Mekong.

 

  

 

 

 

  

 

  

 

  

 

 

 

  

 

  

 

  

 

 

 

 

 

 

 

  

 

  

 

 

 

  


31.10.2011, Hanoi (Vietnam): Eine chinesisch-monumentale Straße führt uns in die Randbezirke Nannings. Hier zweigen wir ab und befinden uns mit einem Schlag auf einem besseren Ochsenweg aus Schlaglöchern und holprigen Schotterpassagen. Wir kommen durch kleine staubige und wenig ansprechende Ortschaften und gemütliche Kleinstädte mit großen Märkten. So suchen wir uns (bei jeder Kreuzung fragend) zur vietnamesischen Grenze durch. Die Grenzabwicklung ist unproblematisch und plötzlich sind wir in Vietnam. Kontinuierlich rollen wir nun durch lang gezogene Straßendörfer. Chinesische Zurückhaltung existiert hier nicht. Es wird gewunken, von überall her schallt es "Hello! Hello!" und Schulkinder radeln mit uns mit und bringen ihre drei Sätze Englisch an. "What is your name?", "Philipp. What is your name?", "Mao. How are you?", "I am fine. How are you?", "I am 13. I love you!" Matratzen sind hier nicht mehr knochenschmerzend bretthart, sondern angenehm weich. Es gibt richtigen Kaffee, richtiges Brot und in der Hauptstadt richtigen vietnamesischen Emmentaler, der seinem namengebenden schweizer Vorbild um nichts nachsteht. Herrlich! Nach einigen Wochen Nudeln mit Sojasauce, Knoblauchknollen und Gemüse in China keine schlechte Abwechslung. Aber es gibt auch seit langem wieder richtigen Regen. Hanoi sollte man mit dem Rad auf alle Fälle meiden, schreiben uns Freunde, und großräumig umfahren. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und radeln mitten hinein. Die letzten 40 Kilometer nimmt der Verkehr (alles Mopeds) sukzessive zu, bleibt aber akzeptabel und es macht Spaß mit den zweirädrigen Kollegen um jeden Zentimeter Straße zu kämpfen. Vietnam ist ein Land in dem der Stärkere Vorrang hat. Der Trick besteht darin, nicht zu zeigen, dass man weiß, dass man der Schwächere ist. Hier schaut man nach vorne und nicht zurück. Das funktioniert ganz gut, trotzdem sollte man nie vergessen, dass in der Hack- und Rangordnung nur die Fußgänger unter einem stehen – die Armen. Und weil jeder so fährt, als wäre er der Stärkere, ist das Chaos auf der Straße schon vorprogrammiert. Mopeds, Fahrräder und Taxis bilden mit einer Masse aus Fußgängern (die Armen) bei jeder Kreuzung einen hupenden Knäuel. Da spielen wir gerne mit und drehen noch ein paar Runden durch Hanois Altstadt bevor wir uns eine Bleibe suchen. Die Stadt hat Atmosphäre. Kolonialgebäude, enge Gassen, die von Mopeds verstopft sind, fliegende Händler, die Nagelzwicker und Bananen verkaufen, kleine Essensbuden auf den Gehsteigen, alles läuft kreuz und quer und am Hoam Kiem See bitten Fotografen die Brautpaare zum Fototermin. Die Altstadt hat etwas mit Bangkoks Khao San Straße gemeinsam, nur ist sie größer, hübscher und nicht nur ein Touristenghetto. In Hanoi zu sein ist wie Eintauchen in ein Wespennest – so sehr "wurrlt" es hier. Die Stadt ist faszinierend und wir sind froh mitten durch und nicht außen rum gefahren zu sein.

 

  

 

  

 

 

 

  

 

 

 

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

  


22.10.2011, Nanning (China): Wir haben viel Zeit verloren. Philipp soll sich nach wie vor schonen und die Nationalfeiertagswoche blockiert sämtlichen öffentlichen Verkehr. Da es aussichtslos ist ein Zugticket zu bekommen, fliegen wir ein Stück weiter nach Süden, nach Guilin, um von dort zu starten. Bei unseren Gastgebern Craig und Buling bekommen wir Einblick in eine chinesisch-amerikanische Ehe und in das richtige Leben in China. Hier gibt’s kein Verstecken in einem schicken Wohnblock, sondern die beiden sind mitten drin im lauten Gewurrl Chinas. Da unser Visum ausläuft müssen wir es hier verlängern lassen. Nach wie vor ist jedoch jedes Amt wegen des Nationalfeiertages für Tage geschlossen. Endlich (an einem Samstag) ist die Visastelle geöffnet, doch braucht die Verlängerung weitere sechs (!) Tage (inklusive Sonntag). Es ist zum Heulen! Philipp ist mittlerweile wieder einsatzbereit, doch kommen wir nicht los. Als wir endlich das neue Visum im Pass haben, stellen wir fest, dass man uns die letzten Tage des alten Visums gestrichen hat, dafür beginnt das Neue bereits ab dem Antragstag. Das heißt, sechs Tage (von 30) sind beim Erhalten des Passes bereits vergangen. Wir starten. Entlang des Li Flusses suchen wir uns über kleine Sträßchen in Richtung Yangshuo, Südchinas Touristendestination Nummer eins. Der Ort selbst ist laut, hektisch, voller Leute und geht uns bald auf den Nerv. Wir kommen im "Outside Inn", ein paar Kilometer weg vom Schuss im kleinen Dorf Chaoyang unter. Ruhig, gemütlich, eine kleine Oase zwischen Reisfeldern, Bauernhöfen und Hühnern. Wir befinden uns mitten in einer der eindrucksvollsten und surrealsten Landschaften der Erde. Steil ragt der Kegelkarst rundum in die Höhe, während wir zu Fuß und per Rad Tagesausflüge unternehmen. Selten hat uns eine Landschaft so fasziniert wie diese hier! Wir treffen auch wieder andere Langstreckenradler - siehe getroffene Radler. Weiter fahren wir in Richtung Südwesten – Mengshan, Danzhu, Guiping... Überall Reisanbau. Große Straßen, viel Verkehr, staubige unansehnliche Straßendörfer. Dann wieder Zuckerrohrfelder, freundliche Städte mit sauberen Plätzen auf denen morgens Gymnastik und Tai Chi am Programm stehen und abends das Tanzbein geschwungen wird. Märkte, auf denen von Schlangen über Kröten bis zu Hunden - alles was eben lecker schmeckt - angeboten wird. Zwischendurch radeln wir auf kleinen Landstrassen, die sich durch die Hügel winden. Fabriken spucken Dreck und LKWs stoßen Russ aus, sodass man kaum Luft bekommt. Ja, China ist abwechslungsreich, wenn man über Land unterwegs ist. Hotels variieren zwischen Buden mit schmutziger Bettwäsche und Zimmern, auf die einem die englische Zeitung China Daily gebracht wird. Die Menschen am Weg sind überaus freundlich und plaudern drauf los, wenn wir zur Jause, zu Mittag oder abends stoppen. Erstmal wird alles 20 Mal wiederholt. Komisch, trotzdem verstehen wir nichts. Stift und Papier wird herangeschafft – jetzt mal alles aufschreiben. Noch immer verstehen die "Langnasen" nicht was die "Mondgesichter" meinen – und das bei einer Alphabetenrate in Europa von 100 Prozent - das erstaunt so manchen Gesprächspartner. Wir haben es immer lustig - das kindliche Lachen und Kudern sobald wir irgendwo stoppen ist einfach ansteckend. Von Heng Xian, über eine "Straße in Bau", durch Staub und Schlaglöcher, durch Sand und über Steine, erreichen wir komplett verdreckt die sieben Millionen Stadt Nanning. Es gibt kaum ein anderes Land auf der Welt, in dem man so relaxt in riesige Städte radelt wie in China – Radstrassen führen uns (und zigtausende Elektromopeds und Fahrräder) von der Peripherie bis in die Innenstadt. Faszinierend! Wir besorgen uns ein Visum für Vietnam, organisieren und lesen über unsere weitere Strecke und brechen wieder auf in Richtung Grenze...

 

  

 

  

 

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

  

 

  

 

  

 

  

 


02.10.2011, Peking II (China): Die Taschen gepackt, wir verabschieden uns von unseren Gastgebern Ray und Florence und fahren los. Große Strassen, viele Autos, aber wer auch immer die Stadt geplant hat, vergaß nicht entlang jeder einzelnen Straße einen Radweg anzulegen! Das ist irre (!) und die beinahe 50 Kilometer lange Fahrt durch das Stadtgebiet - bis die Hügel beginnen - ist beinahe ein Sonntagsausflug, wenn man von der extrem schlechten Luftqualität absieht. Die schmale Straße windet sich durch das Hügelland bis wir die Große Mauer bei Badaling erreichen. Während des Tages strömen hier tausende (vor allem chinesische) Touristen auf die chinesische Mauer, doch kommen wir dafür – geplant – zu spät. Die Abendstimmung ist grandios und wir teilen uns die endlose Mauer mit nur drei anderen Besuchern. Bereits während des Radfahrens fühlt sich Philipp nicht besonders. Mit der Nacht kommt das Fieber. Nach einem Tag in „halbtotem“ Zustand in einem schmuddeligen Hotelzimmer und einem kompletten Kollaps in der folgenden Nacht, organisieren unsere Freunde aus Peking einen Rücktransport in die Hauptstadt. Philipp geht stracks ins Krankenhaus und zu einem Arzt. Die Stadt ist in dicken Smog gehüllt – Weltuntergangsstimmung. Nach ein paar Tagen kehrt die Sonne zurück und Philipp ist mit den richtigen Antibiotika am Weg der Besserung. Aber „kein Radfahren in den nächsten Wochen“ wurde verordnet. Philipp erholt sich von seiner Infektion, wir sehen uns intensiver in Peking um, verspüren jedoch immer mehr den Drang unterwegs sein zu wollen. Also machen wir Pläne, die Räder per Post ein Stück voraus zu schicken und mit dem Zug zu reisen, bis das Radfahren gesundheitlich wieder geht. Klingt gut und einfach, doch gibt es etwas, das uns einen Strich durch die Rechnung macht – der Chinesische Nationalfeiertag am 1. Oktober und die mit ihm kommende Urlaubswoche. Jegliches öffentliche Verkehrsmittel ist für zwei Wochen bis zum letzten Platz ausgebucht und es gibt keine Möglichkeit von Peking weg zu kommen… außer mit dem Flugzeug. Wir bleiben noch ein paar Tage länger, dann buchen wir uns einen Flug in den Süden, nach Guilin, wo wir mit dem Radfahren starten wollen, sobald Philipp wieder voll am Damm ist. Die gute Nachricht – wir schaffen es die Große Chinesische Firewall zu umgehen und können nun unsere Webseite aktualisieren :-)

 

  

 

 

 

 

 

 

 

  

 

  

 

 

 

  

 

  

 

 

 


20.09.2011, Peking I (China): Ein langer Flug bringt uns (mit einem Zwischenstopp in Bangkok) nach Peking. Alles ist anders – Linksabbieger nehmen sich den Vorrang, gegessen wird mit Stäbchen, geschrieben wird in Zeichen, niemand versteht uns und alle schauen uns an. Peking ist modern – Mopeds, Fahrräder und Rikschas fahren mit Elektromotoren auf breiten glatten Straßen und überall flimmern monströse Fernseher und Leuchtreklame auf spiegelnden Wolkenkratzern über Markenboutiquen. Peking ist auch arm – hinter den teuren Autos liegen Bettler auf der Straße, Flaschensammler durchstöbern die Mülleimer und Omas verkaufen gekochten Mais auf der Straße. Wie auch immer man sich sein Bild von Peking zurechtlegt, es ist nicht zu übersehen, dass sich die Hauptstadt (und das Land) in einem großen Aufschwung befindet und das Wachstum des Riesen erst begonnen hat. Wir drehen unsere Runden durch Peking per Rad und U-Bahn, schieben uns mit zehntausenden chinesischen Touristen durch die Verbotene Stadt und über den Platz des Himmlischen Friedens. Wir kaufen chinesische Straßenkarten, planen unseren Start nach Süden, kosten uns durch die leckere chinesische Küche, lernen Stef und Angela kennen (siehe getroffene Radler) und helfen fleißig die schlechte Luft der Großstadt weg zu atmen. Peking ist eine faszinierende Stadt und wir freuen uns schon auf das China, das noch vor uns liegt...

 

  

 

  

 

 

 

  

 

  

 

 

 

 

 

  

 

  

 

 

 

 

 

  

 


12.09.2011, Graz (Österreich): Während wir in Spitzbergen mit Gästen durch die Tundra wandern und nach Eisbären Ausschau halten, ist unser Fahrradsponsor, die in Graz ansässige Firma Radsport Kotnik (www.kotnik.at), schwer beschäftigt unsere Räder zu erneuern. Nach unserer Arktis-Saison stoppen wir wieder kurz in der Heimat und bekommen die komplett umgebauten Räder (neue Rahmen, Federgabeln, Seilzüge, etc.) und jede Menge Ausrüstung überreicht! Vielen, vielen Dank!!! Ein paar Tage werden wir noch in Österreich verbringen, Kontakte zu Freunden pflegen und unser nächstes Jahr organisieren, dann geht es nach China...

 

  

 


25.08.2011, Longyearbyen (Svalbard, Spitzbergen): Nach einem kurzen Stopp in Österreich, wo wir Freunde und Familie treffen, Ärzte abklappern und unsere Impfungen für das nächste Jahr bekommen, geht es weiter in den hohen Norden. Wie jedes Jahr arbeiten wir auf einem (relativ) kleinen Expeditionsschiff als Guides auf Reisen rund um das Svalbard Archipel (Spitzbergen) – für Leute denen ein normaler Urlaub zu langweilig ist (www.oceanwide-expeditions.com). Sonnenschein, Schneefall, Regen und Sturm. Eisbären, Robben, Walrosse und Rentiere. Vögel, Tundravegetation und Kältewüste. Spannende Wanderungen, beeindruckende Gletscher und weite Landschaft. Wir lieben diese karge Inselgruppe, das raue Klima und die Abgeschiedenheit. Die Saison vergeht wie im Flug und während Valeska noch bei einer letzten Reise auf Spitzbergen dabei ist, bin ich (Philipp) ein paar Tage im schwedischen Lappland, in Birgittas kleiner Hütte im Krüppelbirkenwald, von wo aus ich im Jahr 2001 meinen 23.000 Kilometer langen Radausflug von Lappland nach Sydney startete (siehe www.philipp-schaudy.net)...

 

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

  

 

  

 

 

 

  

 

 

 

  


26.05.2011, Auckland (Neuseeland): Auf Radwegen und verkehrsberuhigten Straßen rollen wir hinaus aus Wellington in Richtung Norden. Das Land wird flach, ein Regenschauer folgt dem anderen. Auf einem geschlossenen Campingplatz werden wir zum Übernachten eingeladen und erreichen nach einem langen Tag Wanganui, wo wir bei Andy unterkommen. Andy und sein Fahrrad haben wir in Cartagena, Kolumbien, kennen gelernt, als er gemeinsam mit Wai Lin und einem weiteren Andy von New York nach Rio unterwegs war (siehe getroffene Radler, Eintrag vom 23.03.2010). Wir bleiben einen Tag, dann starten wir in den Regen. Es gießt die folgenden Tage wie aus Kübeln, trotzdem versuchen wir so weit wie möglich voran zu kommen. Auf einer kleinen einsamen Straße fahren wir den Wanganui River flussaufwärts und kommen über Athen und London nach Jerusalem, wo wir in einem kleinen Kloster ein Dach über dem Kopf und ein Bett im Trockenen finden. Bis auf fast 900 Meter steigt die Straße und schneidet vorbei an Neuseelands Vulkanen, von denen wir keinen einzigen zu Gesicht bekommen – sie bleiben von dicken Regenwolken verhüllt. Nach niederschlagsreichen Tagen bessert sich das Wetter endlich. Wir besuchen Sue und Brian auf ihrer Farm (www.warmshowers.org) und radeln mit Brian durch das nette Hügelland und Geothermalgebiet. Fumarolen, heiße Quellen, brodelnde Schlammlöcher, schwefeliger Geruch in der Luft - bis wir Rotorua erreichen. Die Sonne scheint, es ist herbstlich kühl und wird zeitig (17:30 Uhr) dunkel. Sind wir nicht bei Leuten zu Gast, nehmen wir uns deshalb manchmal kleine (leistbare) Hütten auf Campingplätzen. Deren Ausstattungen variiert zwischen einer Einbettzelle und einer Miniwohnung und wir entkommen so der frühen Nacht. Waren wir die letzten Tage nur auf kleinen verkehrsarmen Straßen unterwegs, so rollen wir nun in Begleitung von Lastwägen, Bussen und jeder Menge Autos durch das Land. Kiwi- und Avocadoplantagen wechseln sich mit Rinderzucht ab. Palmen stehen in den Gärten und das Gras ist üppig grün. Wir sind in kühl gemäßigtem Klima gelandet. Über Tauranga und Waihi fahren wir in Richtung Auckland. Endlich auf kleinen Straßen ohne Verkehr. Wir rollen durch Farmland und entlang der hübschen Küste. Unterwegs haben wir Emily, Robin und Theo kennen gelernt, die uns zu sich einladen. Sie wohnen auf Waiheke Island, einer Auckland vorgelagerten Insel. Wir setzen mit der Fähre über und verbringen einen relaxten Tag auf dem Eiland. Wir cruisen mit ihrem Mini um und über die zahllosen Hügel, wandern entlang der hübschen Küste und abends gibt es Pizza aus dem eigenen Pizzaofen im Garten :-) . Wir schippern wieder zurück auf die Nordinsel  und rollen nach Auckland, unserem Endziel in Neuseeland. Hier sind wir bei Roland und Belinda eingeladen, einem Tandemradler-Pärchen, die zur selben Zeit wie wir von Alaska nach Feuerland unterwegs waren (www.cyclingwithsally.com). Wir hatten ständig Email Kontakt, uns jedoch nie getroffen. Jetzt sind sie wieder zu Hause und wir bei ihnen zu Besuch – kleine Welt :-) Wir packen unsere sieben Sachen. Es ist (wie jedes Jahr) an der Zeit, unseren Rädern eine Pause zu gönnen und die Arbeitshandschuhe an zu ziehen. Wir machen uns auf den Weg nach Svalbard (Spitzbergen), in die Europäische Arktis, wo wir den Sommer über wieder als Teil des Expeditionsteams auf kleinen Schiffen arbeiten...

 

  

 

 

 

  

 

  

 

  

 

 

 

  

 

  

 

 

 

  

 

  

 

  

 

  

 

 

 


11.05.2011, Wellington (Neuseeland): Nach einem Ausflug nach Invercargill mit Joss aus Te Anau und einem Ausflug in starkem Regen zum Milford Sound mit Angie und Charly, Freunden aus Österreich, brechen wir schließlich in Te Anau unsere Zelte ab und radeln in Richtung Westküste. Das Wetter wird immer sonniger, das Land immer höher und die Temperaturen immer tiefer. Nachts friert es und wir schlottern in unseren zu dünnen Schlafsäcken. Tagsüber bleibt es kühl. Einmal übernachten wir bei Freunden (danke Terry und Stephanie) und entkommen so der nächtlichen Kälte. Wunderschön schlängelt sich die Straße durch einsames Farmland, entlang von klaren, stillen Seen, durch herbstlich bunte Wälder und – je näher wir der feuchten Westküste kommen – durch dichte grüne Wälder. Einmal über den Haast Pass tauchen wir ein in die Welt der Westküste. Orte liegen weit auseinander, Verkehr ist gleich null und wir rollen tagelang durch kalten Regenwald. Der Jahresniederschlag liegt bei über 3000 mm und die Wälder sind verhangen mit Flechten und Moosen. Riesige Baumfarne bilden das Unterholz, es ist dunkel, feucht und magisch. Nach wie vor ist das Wetter eine Wucht und hinter dem Regenwald ragen die hohen Berge Neuseelands in den blauen Himmel. Wir spazieren zum Fox Glacier, einem kleinen – für jedermann erreichbaren Gletscher. Die Hauptattraktion neben dem Gletscher sind für uns die vielen Verbots- und Warnschilder, die für Unterhaltung sorgen. Seit langem treffen wir wieder einmal Radler, die auf Liegerädern unterwegs sind (siehe getroffene Radler) und erreichen die kleine Stadt Hokitika. Hier werden wir von Kevin, einem sportlichen Rentner,  freundlich in sein Haus aufgenommen (www.warmshowers.org). Das Wetter ändert sich und auf strahlenden Sonnenschein folgt starker Regen. Wir bleiben drei Nächte und in den kurzen Regenpausen unternimmt Kevin mit uns kleine Wanderungen durch die herrlichen Wälder und zu den Glühwürmchen (natürlich nachts). Die Wettergötter bleiben uns schlecht gesinnt, als wir wieder auf den Rädern sitzen, und es ist feucht, nass und ungemütlich. Nieselregen geht über in kräftige Schauer und entwickelt sich zu starkem Regen - es gießt in Strömen und kein Ende ist in Sicht! Nachdem die Vorhersage nichts Besseres verspricht, fahren wir und kommen trotz stundenlangen Regenbädern ganz gut voran – besser als erwartet. Wir verkriechen uns nachts unter Bäume oder stellen unser Zelt unter Unterstände neben der Straße. Wieder geht es über einen Pass – dieser ist vom Nebel verhangen  – dann ziehen wir durch das breite Wairau Tal mit Trauben- und Olivenanbau der Ostküste entgegen, wo endlich das Wetter besser wird und wir bei Sonnenschein nach Picton kommen. Hier steigen wir auf die Fähre, um nach Wellington auf die Nordinsel überzusetzen...

 

  

 

  

 

  

 

  

 

 

 

 

 

  

 

 

 

  

 

  

 

  

 

 

 

  

 

 

  

 

 

 


20.04.2011, Te Anau (Neuseeland): Wir drücken Monika zum Abschied und fliegen von Ushuaia nach Buenos Aires, wo wir für zwei Tage zwischen stoppen und in der Großstadt untertauchen. Straßenmärkte, Straßenkünstler, Straßenmusik, Straßentango, Straßen voll Menschen und Straßen voll buntem Treiben. Wir erleben ein letztes Mal den südamerikanischen Flair, den rücksichtslosen Lärm des Kontinents, die gemütlichen Lokale, das gute Essen und sind nach wie vor erstaunt, dass auch in der Hauptstadt, wenn Siesta herrscht - Siesta herrscht!

 

  

 

  

 

Ein langer Flug bringt uns nach Neuseeland, Christchurch, wo wir bei den Allans Herberge finden. Die Stadt wurde (wie jeder weiß) bei einem Erdbeben am 22.02.2011 stark beschädigt; Steven und Carol geben uns eine Tour. Es ist gleichfalls schockierend wie faszinierend zu sehen, was in nur 20 Sekunden mit einer Stadt passieren kann. Wohnviertel sind stark beschädigt, Häuser eingestürzt, Straßen aufgerissen, Brücken versetzt. Das Zentrum der Stadt ist am schwersten betroffen und wegen der Aufräumarbeiten bis auf weiteres gesperrt. Hochhäuser stehen schief, Fassaden sind zusammengestürzt, Häuser am Zusammenbrechen und Autos zerquetscht. Viele Menschen haben in diesen Sekunden ihr Haus, ihren Job oder sogar ihr Leben verloren. Wir sind betroffen. Solche Dinge sieht man im Fernsehen, aber man ist normalerweise nicht am Ort des Geschehens. Wir hatten jedoch unseren Flug schon vor dem Erdbeben gebucht und Steven und Carol hatten uns überzeugt, trotzdem zu kommen. Sie sind der Meinung, das Leben gehe weiter, die Stadt wird wieder aufgebaut und wir waren beeindruckt von ihrer positiven Einstellung und wie sie diese Katastrophensituation meistern. Nach zwei Tagen in Christchurch (an denen wir mehrere leichte Nachbeben miterleben) haben wir den Jetlag soweit überwunden und brechen bei strahlendem Sonnenschein auf, der Westküste entlang nach Süden. Es erstaunt – nach so langer Zeit in Südamerika – gepflegte Häuser und Gärten zu sehen, Verkehrsregeln werden eingehalten, man nimmt auf Radfahrer Rücksicht und teilweise gibt es sogar Radwege. Der Kontakt mit Menschen am Weg ist für uns mittlerweile fast Mittelpunkt unseres Reisens geworden – dank www.warmshowers.org, www.couchsurfing.org und www.hospitalityclub.org lernen wir in Neuseeland wieder viele nette und interessante Leute aus allen sozialen Schichten kennen. Da solltest DU als Reiseblog-Leser auch mal rein schauen! Führt die Straße an der Küste, wird es hügelig, aber wir werden mit herrlichen Blicken belohnt. Als wir Dunedin erreichen wendet sich das bisherige Wetterglück von uns ab und eine lange Schlechtwetterphase schiebt sich über die Insel. In dichtem Nebel, Niederschlag und Gegenwind fahren wir weiter und zweigen bei Balclutha nach Westen ab. Das Wetter bleibt ungemütlich, kalt und feucht. Wir rollen durch flach gewelltes Hügelland mit vielen Schafen und wenigen Orten. Kurz vor Te Anau treffen wir unsere ersten Radfahrer (siehe getroffene Radler) und drei Jungs, die zu Fuß vom nördlichsten zum südlichsten Punkt Neuseelands unterwegs sind (siehe andere Vehikel). Nachts friert es und die Landschaft ist schneebedeckt, als wir über einen kleinen Pass nach Te Anau kommen. Hier wohnen gleich mehrere Freunde von uns und wir werden von Joss und Woody herzlich aufgenommen und verbringen ein paar Tage im netten kleinen Ort, wo jeder jeden kennt – und uns auch ;-)