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ZURUECK ZUM HAUPTMENUE

--- News und Berichte --- 

 

Nr.VI: Australien II

23.03.2008 (Melbourne) bis 19.06.2008 (Katherine)

 

19.06.2008, Katherine (Northern Territory): Es ist eine relativ kurze Fahrt von Mt. Isa zur Grenze zwischen Queensland und dem Northern Territory - von endloser Weite ins weite Nichts. Weder Fruechte noch Nuesse noch Tiere duerfen wegen der Quarantene-Bestimmungen vom einen in den anderen Bundesstaat mitgenommen werden. Wie wild versuchen wir vor dem Grenzuebertritt die hunderten Fliegen, die wie irr um unsere Koepfe surren,  abzuschuetteln, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Vergeblich! Die Mitnahme von Fliegen wird hier offensichtlich geduldet - sie bleiben bei uns und niemand will sie uns wegnehmen. Das Land ist flach und sieht trostlos aus. Kein Baum, kein Strauch, nur trockenes Grasland so weit das Auge reicht. Kuehe glotzen uns daemlich an und beginnen hinter den Zaeunen mit uns mit zu galoppieren. Wenigstens eine Abwechslung auf den ewig scheinenden und wirklich etwas langweiligen Kilometern. Bei Three Ways (ein Roadhouse) erreichen wir den Steward Highway und  aendern unsere Fahrtrichtung von West auf Nord. Schnell beginnen immer dichter werdendes Buschland und lichte Waelder. Obwohl man nicht mehr so weit blicken kann, tut die gruene Mauer aus Bueschen und Baeumen neben der schnurgeraden Strasse gut. Kaum haben wir das Farmland verlassen, sind wir mit einem Schlag auch die Fliegen los. Ein Wunder! Seit Tagen koennen wir endlich ohne Fliegennetz fahren und essen. Es liegt nur ein Ort auf unserer Strecke: Elliott. Es ist eine Aboriginal Siedlung, die recht heruntergewirtschaftet wirkt. Wir sind gezwungen im ueberteuerten Geschaeft fuer die naechsten Tage einzukaufen - dieselben Produkte, doch bis zu 10 Mal teurer als in Supermaerkten! Kinder winken, die Leute sind freundlich und wir unterhalten uns ueber unsere Reise. Im Gegensatz zu den "Grauen Nomaden" (siehe letzter Eintrag), denen nach "Woher?", "Wohin?" und "Wie viele platte Reifen?" schon nichts mehr zum Fragen einfaellt, sind die  Gespraeche mit den australischen Ureinwohnern fruchtbarer und wir werden nach Kampieren im Busch, wie wir die Fliegen wegbekommen und dem staendigen Wasserproblem gefragt. Im Gegenzug erfahren wir, wo wir das naechste Wasser finden, wie weit es wohin ist und worauf wir beim Zelten achten sollen. Diese Leute koennen sich offensichtlich viel besser in unsere Situation versetzen als Oma und Opa im Riesencamper, fuer die wir nur Billig-Reisende und viel zu "gruen" sind. Unterwegs treffen wir ein belgisches Radlerpaerchen, das von China aus nach Neuseeland unterwegs ist (siehe getroffene Radler) - gegen den Wind. Wir haben am  Weg nach Norden taeglich mehr oder weniger starken Rueckenwind. Obwohl es Winter ist sind die Temperaturen hoch (um die 30 Grad) und die Sonne versucht uns aus dem Sattel zu brutzeln. Die UV-Strahlung ist hier extrem aggressiv und trotz mehrmaligem Einschmieren mit Faktor 30+ ist es kaum auszuhalten. Wir beschliessen uns bei naechster Gelegenheit etwas Langaermeliges zum Radeln zu besorgen. In Mataranka stoppen wir und baden einen Nachmittag lang in den warmen Quellen - ein Bach, dessen warmes, klares Wasser langsam durch einen gruenen Oasendschungel fliesst. Es ist herrlich! Am naechsten Tag geht es nach Katherine, wo wir von Claire und Marc herzlich aufgenommen werden. Ein grandioser Ausflug fuehrt uns in die Katherine Schlucht, wo wir zu Wasserloechern wandern, dabei ein paar mal durch den Fluss schwimmen (in dem wir Krokodile sehen – Suesswasserkrokodile, also ungefaehrlich) und am fruehen Nachmittag noch eine Bootstour machen. Philipps Rad braucht wieder etwas mehr Aufmerksamkeit und muss repariert werden. Wir bunkern Lebensmittel fuer die naechste Etappe und ueberlegen unsere weiteren Schritte in Australien und dem Rest der Welt...

 

 

 

 

 

 

 


 

04.06.2008, Mt. Isa (Queensland): Wir verlassen bei Rockhampton die  Ostkueste und zweigen nach Westen in Richtung Outback ab. Seit langem treffen wir wieder andere Radfahrer (siehe getroffene Radler). Das Land sieht trocken und von der Sonne verbrannt aus, trotzdem ist es Weideland. Flaches, oedes trockenes Grasland. Stark weht der Wind aus Suedosten und  blaest uns foermich vor sich her. An manchen Tagen haben wir bereits zu Mittag hundert Kilometer hinter uns und abends zeigt der Tachometer ueber 180 an! Auch unsere Tagesdurchschnitte sind entsprechend hoch (siehe Superlative). Wir fliegen dahin im Kilometerrausch! An der Kueste, die wir gerade verlassen haben, herrscht  Sturm und Hochwasser. Hier im trockenen Inland holen uns die Auslaeufer dieser Unwetter ein und an drei Tagen radeln wir stundenlang im Nieselregen. "Roadhaeuser" und kleine Orte (wo wir Wasser bekommen koennen) sind bis ueber 180 Kilometer voneinander entfernt. Auf eingezaeunten, mit duerrem Gras bewachsenen baumlosen Weiden stehen Kuh- und Schafherden und gucken uns fragend an. Versteckte Zeltplaetze finden wir keine. Wir uebernachten meisst gemeinsam mit etlichen Wohnmobilen und Wohnwaegen auf staubigen gratis-Campingplaetzen oder auf viel-zu-teuren-Campingplaetzen bei den "Roadhaeusern". Zum ersten Mal bekommen wir so richtig die Kultur der "Grauen Nomaden" mit. Pensionierte Paare kaufen sich einen moeglichst ueberdimensionierten autobus-grossen Wohnwagen oder Camper, packen sich ein Boot aufs Dach, haengen sich einen PKW im Schlepptau hinten an (die Gespanne sind bis ueber 15 Meter lang) und fahren damit "im Rudel" mit 60 km/h um Australien. Viele treffen wir jeden Abend wieder. Es ist amuesant zu sehen, dass wir mit dem Fahrrad gleich schnell sind! Aber im Gegensatz zu uns schauen sich die "Grauen Nomaden" auch jede Attraktion der Strecke an: in Winton den Pub, in dem "Waltzing Matilda" zum ersten Mal gespielt wurde, in Longreach das Museum der besten Schafscheerer und Kuhtreiber der Gegend und mittags stoppen sie beim Pub in dem eine Szene zu "Crokodile Dundee" gedreht wurde.  Ausser diesen "historischen Highlights" bietet die Strecke wenig.  Erst zwei Radeltage vor Mt. Isa beginnt Buschland, Termitenhuegel wachsen aus dem Boden und es wird huegelig - somit  spannender. Kaengurus hopsen ueber die Strasse, ein Dingo springt durch den Busch, eine Wildschweinfamilie steht grunzend neben der Strasse und ein Echidna (die australische Mischung zwischen Igel, Stachelschwein und Ameisenbaer) watschelt um uns herum, als wir eine Pause machen. Nach vielen Kilometern (z.T. wieder mit laestigem Fliegenanhang!)  erreichen wir Mt. Isa, den groessten Ort  im Outback Queenslands (23000 EW). Hier legen wir einen Stop ein, bevor wir weiter in Richtung Nordwesten strampeln...

 

 

  

 


22.05.2008, Rockhampton (Queensland): Es ist eine ewige Fahrt durch dichten Verkehr von Cleveland (im Sueden Brisbanes) quer durch die Metropole, bis wir das ausgedehnte Stadtgebiet nach Norden verlassen. Am Weg lernen wir Merylene und die Brisbane Bicycle Touring Assoc. kennen (www.bbta.org) - und erzaehlen beim monatlichen Treffen der Radl-Freaks ueber unsere Reise. Das Verhalten der Auto- und LKW-Fahrer in den dicht besiedelten Gebieten Queenslands Radfahrern gegenueber ist eine Katastrophe. Wir werden absichtlich geschnitten, "uebersehen", es wird uns aus den Autos Unverstaendliches zugeschrien und knapp auf den Zentimeter ueberholt. Das gab es bisher in dieser Intensitaet noch nirgends auf der Welt. Auch auf politischer Ebene sind wir Radler nicht akzeptiert, sondern werden als Hindernis im Verkehr bezeichnet. Kein Wunder, dass wir so gut wie nie Radfahrer sehen. Ausserhalb der besiedelten Gebiete geht es zum Glueck gelassener zu und es ist meisst wenig Verkehr. Auf grossen Strassen (es gibt kaum Alternativen) fahren wir mehr oder weniger der Kueste entlang nach Norden und lernen ueber die Webseiten www.hospitalityclub.org, www.chouchsurfing.org und www.warnshowers.com wieder viele interessante, nette und gastfreundliche Leute kennen. Langsam kommen wir in die Tropen. Ananas, Mangos, Bananen und Macadamia-Nuesse wachsen neben den Strassen. Und bei Obst-Standln entlang der Strasse decken wir uns mit Vitaminen ein. Das Gras ist hoch und anfangs noch gruen vom vielen Regen des Sommers. Je weiter wir allerdings in den Norden kommen, umso trockener wird es. Von Regen keine Spur und jeder Tag ist wolkenlos. Da es langsam Winter wird, sind die Temperaturen gemaessigt und das Thermometer steigt nicht ueber 25 Grad - ideal! Wir erreichen die Kleinstadt Rockhampton, wo wir wieder bei freundlichen Leuten unterkommen. Die Raeder muessen auf Vordermann gebracht werden, denn wir werden hier nach Westen abzweigen, hinaus in das Outback...

 

 

 

 

 


 

08.05.2008, Cleveland (Queensland): Es ist nach wie vor regnerisch, als wir Sydney in Richtung Norden verlassen. Staendig ziehen Schauer vom Meer ueber das Land. Erst nach vier Tagen auf dem Rad klart es ploetzlich auf und unsere Zukunft ist sonnig, wolkenlos und warm. Wir folgen der Kuestenlinie und finden huebsche Plaetze zum Zelten in immer tropischer werdenden Waeldern. Sehen wir zwischendurch die Kueste, sind die Blicke herrlich. Lange Sandstraende, tuerkisfarbenes Wasser. Jedoch fuehrt uns die Strasse meist weiter im Landesinneren, wo es weniger spannend ist und uns der viele Verkehr auf den Nerv geht. Daher zweigen wir bei Grafton vom Haupt-Highway weg in die Huegel ab. Der Verkehr ist mit einem Schlag gleich null und wir hoeren endlich wieder die Kakadus ueber unseren Koepfen kreischen, den Wind durch die Blaetter wehen und unser eigenes Schnaufen, wenn es steil die Haenge hinauf geht. Wir wollen in Nimbin, einer (Alt-)Hippie-Siedlung uebernachten. Angaeblich ist es ein verschlafener kleiner Ort mit buntem, blumigem Dreadlock-Flair. Als wir abends nach einer langen und anstrengenden Fahrt ankommen, fliegt in den (zwei) Strassen des Dorfes die Kuh. Menschen ueberall, Musik im Park,... In der Info antwortet man mit Lachen auf unsere Frage, ob dieser Trubel normal sei? "Wir feiern das Mardie Grass Festival! Happy Mardie Grass!" lautet die Antwort. Wir haetten es - so muede wie wir sind - nicht schlechter erwischen koennen. Alle Unterkuenfte sind ausgebucht und auf den Campingwiesen stapeln sich die Zelte uebereinander. Es ist zu spaet, um weiter zu fahren und einen Waldplatz zu suchen, also zelten wir gezwungenermassen in und mit der Masse. Die Partygaeste dieses Hanf-Festivals kommen aus ganz Australien, um hier zu feiern. Das Publikum ist jung und es wird getrunken und noch viel mehr geraucht. Je laenger der Abend wird, desto mehr wird uns klar, dass es wohl eine verdammt laute Nacht werden wird, denn wir sind vermutlich die einzigen, die heute nach Nimbin gekommen sind, um zu schlafen. Der alles uebertoenende, haemmernde Techno-beat haelt bis in die Morgenstunden an. Mit Ohropax in den Ohren liegen wir genervt auf unseren Matten und versuchen das Rundum zu vergessen und einzuschlafen. Wir sind geraedert und zerknirscht, als wir um sieben Uhr an unserem Muesli kauen. Das war wohl die schlimmste Naecht der bisherigen Reise. Da koennen nicht mal die lautesten aethiopischen Buden mithalten. Wir spazieren mit unseren Raedern durch den Ort. Die ersten Leute sind bereits (oder noch immer) wach. Sehen genauso geraedert und zerknirscht aus wie wir - der Grund duerfte allerdings ein anderer sein. Alles wirkt verschlafen, gemuetlich, langsam und friedlich. Wir radeln weiter. Die naechste Nacht sind wir bei Freunden in einem Ort namens Murwillumbah. Es ist himmlisch ruhig und wir holen unser Schlafdefizit nach. Entlang der Gold Coast radeln wir durch Balm Beach und Surfers Paradise. Herrliche Straende, fuerchterlich haessliche Appartmenthochhaeuser und viel zu viel Verkehr. Die letzten Zehnerkilometer gibt es - man glaubt es kaum - eine ausgeschilderte Radroute parallel zur Autobahn. Wir erreichen Cleveland, einen suedlichen Vorort von Brisbane und sind bei Valeskas Verwandten, deren Haus in spektakulaerer Lage auf einer schmalen Halbinsel steht,  zu Gast (siehe ).

  

 


22.04.2008, Sydney (New South Wales): Taeglich gehen unzaehlige Schauer ueber die Stadt, ihre Bewohner, Autos, Hunde, Katzen und uns nieder. Wir warten ab, durchstreifen die Museen, gehen zum ersten mal seit Monaten ins Kino und treffen Bekannte. Zwischendurch immer wieder ein Blick nach draussen. Es giesst in Stroemen. Wir wollten vorgestern starten, wir wollten gestern starten, wir wollten heute starten, wir werden sehen was morgen kommt...

 


17.04.2008, Sydney (New South Wales): Wir verlassen Melbourne in Richtung Norden und strampeln durch Huegelland. Wunderschoene Waelder, Seen und viel bergauf und bergab. Wir radeln einen Umweg rund um den Eildon See, wo wir auf der Westseite Simon und Solveiga besuchen, die viel in Suedamerika geradelt sind, und auf der Ostseite Ross und Christine, Afrika-Radler die erst seit kurzem wieder zu Hause sind (www.biking4bikes.blogspot.com). Nach Wochen mit Temperaturen von ueber 35 Grad, aendert sich ploetzlich das Wetter drastisch. Tagsueber bleibt es kuehl und nachts sinken die Temperaturen bis unter den Gefrierpunkt, als wir uns Mt. Kosciuszko, Australiens hoechstem Berg, naehern. Die Blaetter der eingefuehrten Baeume beginnen sich orange und gelb zu faerben - es wird langsam Herbst. Nach einem ewig langen Tag ueber hunderte von kleinen und grossen Huegeln und abends einem weiteren 20-Kilometer-Anstieg auf 1580 Meter, erreichen wir Thredbo Village am Fusse des Mt. Kosciuszko - voellig K.O. bei Dunkelheit. Wir sind bei unserem Freund Brian einquartiert, waermen uns auf, essen und schlafen gut und steigen am naechsten Tag bei herrlichem Sonnenschein auf den mit einer Schneehaube verzierten australischen “Giganten” (2228m!). Die Baumgrenze liegt auf etwa 2000 Meter und die Landschaft erinnert uns an das skandinavische Fjell. Runde Granithuegel, alpine Tundrenvegetation, Schneefelder und kleine Karseen. Wir geniessen die herrliche Aussicht und den ersten (und wahrscheinlich auch letzten) Schnee fuer uns in Australien. Allerdings ist uns der "Wanderweg" ein Dorn im Auge. Er besteht aus einem etwa zwei Meter breiten Eisengitter auf Stelzen und schlaengelt sich in Maeandern kilometerweit ueber die Tundra. Selbst die berguntauglichsten Stadtmenschen werden somit zum Gipfel geleitet ohne dass sie auch nur einen Schritt auf die Erde setzen muessen. Verrueckt! Endlich weg vom Gitter-Weg sind wir alleine und wandern fuer zwei Tage auf kleinen Pfaden durch den Schnee (fast zu tief fuer unsere Sandalen) und die schoene Landschaft, stationiert in Thredbo. Danach fahren wir fast zwei Tage permanent bergab (neuer Geschwindigkeitsrekord!!! Siehe Superlative), zurueck an die Kueste und in waermeres Wetter. Kleine Nationalparks, schoene Waelder, viele Huegel und phantastische Blicke ueber die Straende. Wir treffen noch ein letztes Mal Stefan und Christine (siehe alte Eintraege, 17.03.2008 und 15.02.2007, unter getroffene Radler), da die beiden auf dem Weg nach Hause sind, und strampeln nach Norden Sydney entgegen. Die Nationalparks und Waelder hoeren auf und die letzten zwei Tage strampeln wir durch besiedeltes und Industriegebiet auf grossen Strassen. Radwege und -streifen sind in Australien so gut wie nicht existent. Die meiste Zeit ist ohnehin kein Verkehr. Doch wenn die Strassen voller sind, gilt fuer viele Autofahrer das ungeschriebene Gesetz des Staerkeren und sie tendieren dazu uns sehr knapp zu ueberholen. Was uns im Gegenzug dazu bewegt auf unserm Recht zu beharren, dass uns die halbe linke Spur gehoert - was den Verkehr blockiert, da jeder der uns ueberholen will eine freie rechte Spur braucht, um ausscheren zu koennen. Wie auch immer, es gibt Wunder, und ploetzlich gibt es einen Radweg - meist entlang von Straenden und manchmal sogar in Staedten. Eine perfekte kleine Strasse fuer Radler, nur die Auf- und Abfahrten wenn man Strassen zu queren hat sind nur im Schleichgang zu bewaeltigen, da sie viel zu steil sind oder ueberhaupt ueber eine Gehsteigkante fuehren - und natuerlich haben auch alle Autos im Querverkehr Vorrang. Kein einziger Radweg ist ausgeschildert, deshalb muessen wir staendig Leute fragen. Der Weg teilt sich in drei verschiedene Richtungen ohne irgendeine Beschilderung. Und natuerlich ist jetzt wieder niemand hier, den man fragen koennte. Es ist zum aus der Haut fahren! Wie auch immer, die Radwege (wenn man es schafft sie nicht zu verlieren) "enden" oder "verlaufen sich" letztendlich normalerweise irgendwo in dichtem Verkehr und wir finden uns in Gegenden in die wir nie wollten wieder oder haben durch die Zick-Zack-Irrfahrt komplett die Orientierung verloren. Die einzigen Strassen auf denen "Radwege" funktionieren sind Autobahnen. Auf denen ist es (komisch aber wahr) erlaubt zu radeln. Auf allen Autobahnen der Welt gibt es Pannenstreifen. Hier sind sie als Radwege ausgeschildert und haben sogar aufgemalte Fahrraeder am Asphalt. Perfekt! Und man kann sich auch nicht verfahren, denn die Richtung ist wirklich eindeutig :-) Aber dann hoert die Autobahn auf und die Strasse ist wieder schmal - natuerlich gibt es jetzt auch keinen Pannen... aeh... Radstreifen mehr - meistens nicht einmal eine ausreichend breite Schulter auf der man fahren koennte. Uns ist klar, warum hier niemand Fahrrad faehrt - nicht einmal um die Universitaeten oder in den Innenstaedten. Nichts desto trotz kaempfen wir uns durch den Verkehrsdschungel bis wir das Zentrum von Sydney erreichen, wo wir fuer ein paar Tage stoppen und es geniessen von einem warmen, trockenen Raum aus den Regen zu beobachten. Genau das richtige Wetter, um mit alten und neuen Freunden gemuetlich im Kaffeehaus zu sitzen... 

  

  


23.03.2008, Melbourne (Victoria): Adelaide braet in der Hitzewelle (16 Tage ueber 40 Grad) als wir nach erholsamen Tagen (in klimatisierten Raeumen) wieder auf die Raeder steigen. Auf den langen Steigungen durch die “Adelaide Hills” rinnt der Schweiss in Stroemen, aber es ist gruen und lieblich. Es dauert nicht lange und wir rollen wieder durch endloses, trockenes und schattenloses Farmland. Wir machen einen kleinen Umweg, um Freunde von Freunden auf ihrem abgelegenem Hof zu besuchen – eine Stierfarm - und schlagen danach wieder die Suedrichtung ein. Permanent blaest der Wind. Nach so viel Gegenwind seit unserem Australien-Start vor gut zwei Monaten, haben wir schon lange die Hoffnung auf Rueckenwind aufgegeben. Doch auf einmal aendert sich etwas im Schema. Es blaest nun auch von links, von rechts, natuerlich von vorne, aber ploetzlich und unerwartet auch mal von hinten! Wir sind hin und weg und treten vergnuegt in die Pedale. Weht uns jedoch  der Gegen- oder Seitenwind nicht mehr die unzaehligen Fliegen aus dem Gesicht, halten sie sich genau dort bevorzugt auf und bringen uns mitunter zur Weissglut. Die Australier bezeichnen diese nervenden Fluegeltierchen auch als “sticky flies” (klebende Fliegen) – sie kriechen gezielt in Ohren, Nasenloecher und unter die Sonnenbrille. Wir schlagen mit den Armen wie verrueckt vor unseren Gesichtern herum (das nennen die Australier “australian saluting” - Australisches Salutieren), aber nachdem diese Fliegen eben “sticky” (klebend) sind, kriechen sie unbehelligt weiter in Richtung Gehoergaenge, Augen und unter die Brillen, bis wir uns entweder selbst geohrfeigt oder die Brille schief geschlagen haben. Das einzige, das uns so manche Tage vor dem absoluten Wahnsinn rettet, ist das Ueberziehen einer Ganzkopf-Muetze aus Fliegengitter. Ueber die Kraterseen von Mt. Gambier, erreichen wir bei Portland wieder die Kueste und strampeln nach Warrnambool. Waehrend Valeska einkaufen ist, werde ich auf dem Parkplatz von einer Fahrrad-Familie angequatscht. Vater und Soehne sind gerade ein Strassenrennen gefahren und laden uns zum Uebernachten ein. Erst schlafen wir bei einer ihrer Bekannten in Warrnambool, am naechsten Tag radeln wir eine Extraschleife von gut 70 Kilometern (gegen den Wind und in einem Schwarm Fliegen, der auch gegen den Wind gut mithaelt), um unsere neuen Freunde zu besuchen, die zwischen Kraterseen in den Huegeln bei Camperdown wohnen. Hier lernen wir die australische Radlegende Clyde Sefton kennen - der beruehmteste Radler, der uns bisher ueber den Weg gelaufen ist (siehe getroffene Radler). Nach einer fliegengesaettigten Fahrt zurueck an die Kueste folgen wir der “Great Ocean Road” in Richtung Melbourne. Das Wetter ist grandios und die Szenerie phantastisch. Die Strasse windet sich entlang steiler Kuesten, flacher Straende und durch herrliche Waelder. Wir sehen Koalas in den Baeumen und treffen Stefan und Christine, mit denen wir vor einem Jahr unsere ersten Tage in der Tuerkei geradelt sind (siehe News und Berichte: Vorderasien. Und getroffene Radler alter und neuer Eintrag). Sie sind in den letzten 12 Monaten im Nahen Osten und Asien geradelt und schliessen jetzt ihre Reise mit dem Luxus von “ein Monat Mietwagen in Australien” ab. Es ist toll die beiden wieder zu sehen und Geschichten und Erfahrungen von verschiedenen Kontinenten auszutauschen. Tagsueber sind wir getrennt unterwegs, jedoch treffen wir uns an drei Abenden, um gemeinsam zu zelten. Dann flitzen die beiden weiter nach Norden und wir suchen uns ueber einen miserabel ausgeschilderten Radweg, der im Industriegebiet Melbournes endet, in die Grossstadt. Ueber die Radlerhomepage www.warmshowers.org lernen wir Craig und Nycole kennen, auf deren Haus wir ueber die Osterfeiertage „aufpassen“, beginnen unsere naechsten Etappen zu planen und feiern gemuetlich Ostern…